Nicht zu früh freuen: Aus für Zeitumstellung nicht vor 2020

Brüssel/Berlin. Trotz der Ankündigung von Jean-Claude Juncker, die EU-Kommission werde für die Abschaffung der Zeitumstellung stimmen — erst einmal ändert sich gar nichts. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden am 28. Oktober 2018 die Uhren von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt.

 In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden am 28. Oktober 2018 die Uhren von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden am 28. Oktober 2018 die Uhren von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt.

Foto: dpa

Auch die Sommerzeit 2019 wird nicht ausfallen — und auch die Rückstellung auf die „Winterzeit“ (die eigentlich die Normalzeit ist) nicht. Frühestens 2020 kann die Zeitumstellung enden.

Zuständig ist die EU-Kommissarin Violeta Bulc. Die erklärte parallel zu Junckers Ankündigung am Freitag in Brüssel, die Kommission wolle einen Gesetzesvorschlag zur Abschaffung des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit vorlegen. Bedeutet: Er liegt nicht fertig in der Schublade. Bringt die Kommission ihn in das Europaparlament ein, muss dieses zustimmen — was keineswegs gewiss ist. Und: Die einzelnen EU-Staaten müssen dem Gesetzentwurf zustimmen. Ob die das tun, ist ebenfalls fraglich.

Läuft alles nach Junckers Vorstellungen, könnten die rechtlichen Voraussetzungen im Laufe des Jahres 2019 geschaffen werden (das gleichzeitig das Jahr der Europawahl, also des Wahlkampfs ist). Werden Kommission, Parlament und Staaten sich einig, könnte die Zeitumstellung dann 2020 oder 2021 entfallen — bei den Ländern, die mitmachen. Die einzelnen Länder würden anschließend selbst entscheiden, ob die Sommer- oder Winterzeit einführen.

Die Folge: Wenn es so kommt, könnten Frankreich und Deutschland künftig wohl unterschiedliche Zeitzonen haben. Bei der Online-Umfrage der EU votierten 84 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer für ein Ende der Zeitumstellung in. Allerdings: Rund drei Millionen Teilnehmer kamen aus Deutschland, wo die auch von Juncker favorisierte „ewige Sommerzeit“ (in den schönen Monaten abends länger hell) naturgemäß viele Anhänger hat.

Das hat sie aber in anderen Ländern — und zwar dem Sonnenlauf folgend — naturgemäß nicht. Denn dort würde es bei einer Festschreibung der Sommerzeit abends zwar noch später dunkel, aber während des Winters erst im Laufe des späten vormittags hell. Beispiel: In Paris geht die Sonne um den Jahreswechsel bereits jetzt erst gegen 8.45 Uhr auf. Würde in der französischen Hauptstadt eine ewige Sommerzeit gelten, bedeutete das: Zwischen Weihnachten und Neujahr Sonnenaufgang erst um 9.45 Uhr — weshalb Frankreich sich weit wahrscheinlicher für die Festschreibung der Winterzeit entscheiden dürfte.

Ein mögliches Ergebnis der Juncker-Initiative: Deutschland rückt faktisch in die ost-europäische Zeitzone, Frankreich bleibt in der mitteleuropäischen Zeitzone, und mit ihm sicherlich auch Spanien und Portugal, wahrscheinlich auch Italien. Bis das alles klar ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Zu früh freuen sollte man sich nicht.

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