Saisonauftakt Spielanalyse: Gladbach setzt sich gegen SV Sandhausen durch

Sandhausen · Borussia Mönchengladbach hat am Freitag die Pokal-Hürde SV Sandhausen gemeistert. Eine Analyse zum Saisonauftakt:

 Eine Hereingabe von Strobl vollendet Thuram per Flugkopfball.

Eine Hereingabe von Strobl vollendet Thuram per Flugkopfball.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Der VfL setzte sich beim Zweitligisten aus Baden-Württemberg knapp mit 1:0 (1:0) durch. Schütze des entscheidenden Treffers war Gladbachs neuer Offensiv-Spieler Marcus Thuram. Am kommenden Samstag steht für die Fohlen-Elf der Auftakt in der Fußball-Bundesliga auf dem Programm, dann kommt der FC Schalke 04 in den ausverkauften Borussia-Park.

Der Spieler des Spiels

Der heißt Yann Sommer. Borussias Schlussmann präsentiert sich zum Saisonstart erneut in einer glänzenden Verfassung, bewahrt mit mehreren Paraden seine Kollegen vor einer drohenden Verlängerung. Sommer hält Borussia im Wettbewerb.

Der Vollstrecker des Spiels

Den hat die Gladbacher Borussia mit Marcus Thuram in ihren Reihen. Der Franzose braucht nicht lange, um bei seinem Pflichtspiel-Debüt im Fohlen-Trikot als Torschütze zu glänzen. Eine Hereingabe von Strobl vollendet Thuram per Flugkopfball. Eine Chance – Tor. Effektiver geht es nicht. Der eine Treffer reicht am Ende dem VfL, ums als Sieger vom Platz gehen zu können. Trainer Marco Rose sagt zu Thuram: „Marcus ist nun seit rund zwei Wochen bei uns. Damit er spieltfit wird, ist der beste Weg, ihn spielen zu lassen. Der Junge muss spielen. Er gibt Gas, haut sich rein, stand beim Tor goldrichtig, man sieht, dass er uns guttun kann, mit seiner Körperlichkeit. Er ist nebenbei auch noch ein guter Fußballer.“

Die Verspätung des Spiels

Um 20.25 Uhr knallten in Sandhausen die Sicherungen durch. Stromausfall. Das Flutlicht ging aus. Ursache: Ein Unwetter war aufgezogen. Blitze, Donner, Starkregen. Ausnahmezustand im Hardtwald-Stadion. Zwischenzeitlich hatte sogar eine Spielabsage gedroht. Um rund satte 45 Minuten verzögerte sich schließlich der Anpfiff wegen des Wetter-Chaos. Der Ball rollte erst um 21.30 Uhr. Seit der Datenerfassung 1992/93 wurde im DFB-Pokal eine Partie noch nie später angepfiffen.

Der Eklat des Spiels

Erneut haben dutzende Chaoten im Gladbacher Fanblock ein schlechtes Licht auf den VfL geworfen. Das war geschehen: Mit Beginn der zweiten Halbzeit brannte es plötzlich lichterloh im Gästebreich. Mehrere Vermummte hatten Pyrotechnik gezündet. Dichte Rauchschwaden zogen auf, der Stadionsprecher musste mit einer Warndurchsage eingreifen. Erst im März hatte der DFB-Kontrollausschuss Borussia zu einer 80.000-Euro-Rekordstrafe verdonnert. Hintergrund: Im Dezember 2018 waren ähnliche Bilder beim Auswärtsspiel in Dortmund zu sehen gewesen. Damals hatten offenkundig Unbelehrbare im Gladbach-Block etliche Feuerwerkskörper abgebrannt. Nun könnte dem VfL erneut eine empfindliche Strafe durch den DFB drohen. Sportdirektor Max Eberl sagt: „Ich denke, wir gehen finanziell mit einer Nullnummer aus der ersten Runde raus. Ich möchte da nicht zu viel sagen. Es hilft uns nicht weiter. Es ist ein leidiges Thema.“

Das Spiel im Zeitraffer

Die Fohlen taten sich von Beginn an schwer gegen gallige Gastgeber, mussten auf dem nassen Geläuf einiges einstecken, schlugen dann aber eiskalt zu. Nach einer Hereingabe von Strobl nutzte Gladbachs Thuram einen Stellungsfehler von Nauber und wuchtete per Flugkopfball denn Ball zur 1:0-Führung (19.) ins Netz. Borussia wollte nachlegen. Hofmann zog auf, schneller Abschluss, doch Sandhausens Schlussmann Fraisl parierte. Die Gastgeber wurden nun noch unangenehmer im Zweikampf. Scheu grätschte Ginter um – Gelb. Plötzlich kam Gladbach unter Druck, zwei Mal musste Schlussmann Sommer stark parieren (Förster, Linsmayer). Das Foul-Festival ging weiter. Linsmayer trat Thuram weg – Dunkel-Gelb. Gislason knickte Hofmann um – das Fohlen hinkte mit kaputtem Knie vom Platz. In der Nachspielzeit blieb Ginter die Luft weg. Dann war Pause. Durchatmen.

Durchgang zwei entpuppte sich dann zur Zitterpartie für Borussia. Die Rose-Elf geriet mehrmals unter Druck, allerdings fehlte Sandhausen im Abschluss die letzte Entschlossenheit. Gladbach konterte, Thuram zog an, sein Schuss wurde jedoch abgeblockt. Das hätte die Entscheidung sein können. Gegenseite: Gislason scheiterte per Kopfball am starken Sommer. Plötzlich Aufregung, die Gastgeber forderten Handelfmeter, Schiedsrichter Hartmann ließ weiterspielen. Die Partie wurde im zäher, Borussia trug kaum noch gefällige Angriffe vor, erarbeitete sich keine Torchancen mehr. Doch es reichte am Ende, die Fohlen quälten sich bei der Premiere des neuen Trainers Marco Rose dank des Premieren-Tores von Thuram in die nächste Runde des DFB-Pokals.

Die Stimmen zum Spiel

Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach): “Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir unser erstes Pflichtspiel gewonnen haben. Dass es ein hartes Stück Arbeit war, hat jeder sehen können. Der Gegner hat physisch unheimlich viel investiert, hinzu kamen die schwierigen äußeren Bedingungen. Doch die Jungs haben den Kampf voll angenommen, das muss ich ihnen zugutehalten. Natürlich hatten wir noch einige Abstimmungsprobleme, auch das Thema Kraft hat eine Rolle gespielt. Doch am Ende können wir positiv mitnehmen, dass wir die nächste Runde erreicht haben. Wir wissen aber auch, dass in den nächsten Wochen auch noch viel Arbeit auf uns wartet.“

Max Eberl (Sportdirektor Borussia Mönchengladbach): „Es gab viel Mentalität und Bereitschaft von beiden Mannschaften. Wir haben einen Stürmer, der aus einer Chance ein Tor macht – das hat die Partie entschieden. Aber es war ein Spiel auf Augenhöhe. Sandhausen hat es sehr gut gemacht. Sie haben unser Pressing nicht zugelassen, sie haben die Bälle ins Zentrum geschlagen, wo sie große Spieler haben. Ab und zu hätten wir etwas mehr Ruhe am Ball haben müssen, wenn wir den Ball gewonnen oder hinten raus gespielt haben. Wir hätten mehr Ballbesitz haben müssen, das haben wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr geschafft. Von der Härte im Spiel war es an der Grenze. Ich habe aber keine Unfairness gesehen. Unsere Jungs haben gut dagegengehalten. Sie sind immer wieder aufgestanden. Das muss man ihnen auch hoch anrechnen.“

Uwe Koschinat (Trainer SV Sandhausen): „Man hat gemerkt, dass der unterschiedliche Saisonstart im DFB-Pokal ein kleiner Vorteil für den Underdog sein kann. Wir haben relativ schnell unseren Rhythmus gefunden. Mir hat sehr gefallen, dass wir die offensive Idee gut umgesetzt haben. Unsere Angriffe haben wir strukturiert nach vorne getragen. Insgesamt waren wir wachsam und mutig. Am Ende müssen wir uns vorwerfen, dass wir zwar attraktiv gespielt, aber keinen Treffer erzielt haben.“

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