Tanz Düsseldorf ist eine Stadt des Tanzens

Düsseldorf · Die Landeshauptstadt hat sich in der Spitze und der Breite stark entwickelt. Das gilt gleichermaßen für das Ballett, das Tanzhaus und die Vereine wie für viele kleine Möglichkeiten, Tango, Salsa oder Freistil zu tanzen.

 Ein sprechendes Beispiel für Tanz in Düsseldorf: Casting für die Jugendcompagnie am Tanzhaus NRW mit Takao Baba.

Ein sprechendes Beispiel für Tanz in Düsseldorf: Casting für die Jugendcompagnie am Tanzhaus NRW mit Takao Baba.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Früher gab es in Düsseldorf eine klare Struktur: Ein junger Mensch ging mit 14, 15, 16 zur Tanzschule Fern oder zur Tanzschule Dresen so wie man katholisch oder evangelisch war. Heute ist das Bild ein gänzlich anderes: an der Rheinkniebrücke treffen sich die Freunde des Tangos, in der Liefergasse in der Altstadt probieren Neugierige ihre ersten Salsaschritte, das Stadtteilzentrum in Bilk lädt zur Ü60-Party mit Live-Musik. Unsere Redaktion stellt die Möglichkeiten in den kommenden Wochen in einer Serie vor. Das beschriebene Phänomen hat seine Wurzel gleichermaßen in einer veränderten Spitze als auch in einer neuen Breite.

Düsseldorf ist zweifelsohne immer schon eine Kunst- und durchaus auch eine Musikstadt. Bei Tanz mag das auf den ersten Blick etwas anders aussehen, doch das täuscht. Düsseldorf hat sich im Laufe der Zeit auf mehreren Ebenen zu einem lebendigen Zentrum des Tanzes entwickelt.

Immerhin findet sich hier das Tanzhaus NRW, ein Magnet für zeitgenössischen Tanz in all seinen Ausprägungen und das vielfach ausgezeichnete Ballett am Rhein. Dieses hat unter dem Schweizer Choreografen Martin Schläpfer, auch weit über die Grenzen Düsseldorfs hinaus, mit seiner „neoklassischen“ Ballettsprache für tänzerische Strahlkraft gesorgt. Schläpfer wird das Düsseldorfer Ballett zwar im nächsten Jahr verlassen, sein junger Nachfolger, der Deutsch-Argentinier Demis Volpi ist inzwischen gefunden. Darin liegt auch eine Chance für eine weitere (jüngere) Entwicklung. Das neue Balletthaus in Bilk (seit 2015) ist zugleich Bekenntnis zu und Beweis der zentralen Bedeutung der Tanzkunst in der Landeshauptstadt.

Das Tanzhaus wiederum holt unter der Intendanz von Bettina Masuch regelmäßig weltweit gefragte Choreografen und Tänzer nach Düsseldorf, sucht zeitgleich den aktiven Diskurs mit hiesigen Künstlern. Der ganzjährige Spielbetrieb zeigt in mehr als 200 wechselnden Aufführungen all das, was in der Tanz- und Performancewelt Thema ist. Aktuelles Beispiel: das Festival „Hi, Robot!“. Doch das Tanzhaus ist nicht nur Spiel- und Produktionsort. Dort besuchen mehr als 4000 Teilnehmer wöchentlich Tanzkurse diverser Stilrichtungen. Die räumlichen Möglichkeiten sind ausgeschöpft, die Zahlen auf entsprechend hohem Niveau seit Jahren stabil. Dies bedeutet 360 Kurse jede Woche unter der Anleitung von mehr als 80 Dozenten. Dabei ist ein zentraler Bestandteil des Programms auch die Arbeit für und mit jungen Menschen.

Dass diese Freude niemals endet, zeigt sich beim Tanztee in der Freizeitstätte Garath, beim „Mumienschieben“, bei dem Kabarettist Manes Meckenstock als DJ Musik aus sieben Jahrzehnten spielt (Samtag, ab 20 Uhr im Kurhaus im Volksgarten) oder bei den Ü-60-Partys, die der Seniorenbeirat und das Bürgerhaus im Stadtteilzentrum Bilk an der Bachstraße organisieren.

Letztere haben als Tangoabende begonnen und sind dann schnell zu Partys geworden, von denen es nun vier bis sechs pro Jahr gibt. In kleinen Formen gibt es solche Partys bei den Wohlfahrtsverbänden immer mal wieder, aber in Bilk kommen die Gäste aus allen Stadtteilen und sogar aus dem Umland zusammen. „Die Partys waren von Anfang an der Knaller“, sagt Konrad Schnabel, Leiter des Bürgerhauses im Stadtteilzentrum. Das bedeutet in der Praxis: Ein Live-Musiker startet auf seinem Keyboard mit „Über den Wolken“ als Disco-Fox, die Tanzfläche ist sehr schnell voll und bleibt es. Pausen werden vor allem gemacht, um zwischendurch mal Kaffee und Kuchen zu genießen oder darüber zu sprechen, dass zu wenige Ü60- und Ü70-Männer zu den Partys kommen.

Und so geht es auch weiter. Für kommenden Montag lädt das Zakk an der Fichtenstraße zu einem Tangoabend. „Einfach vorbeikommen, zuschauen, mittanzen. Eintritt frei“, heißt es auf der Internetseite und beschreibt ein letztes wichtiges Merkmal der Tanzstadt Düsseldorf: Es ist ziemlich unkompliziert, hier einen Weg zum Tanzen zu finden.

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