Nachhaltigkeit Geschenktes Essen sorgt für Gespräche über Lebensmittel

Krefeld · Die Verbraucherzentrale will die Wertschätzung erhöhen — zum Beispiel durch ein Wegwerftagebuch.

 Magit Kunz bekommt Bananen geschenkt, diese wären sonst im Müll gelandet.

Magit Kunz bekommt Bananen geschenkt, diese wären sonst im Müll gelandet.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Ein kleiner Bananen-Berg liegt auf dem Tisch, daneben sind Brote gestapelt, Brötchen, Salat und Gemüse befinden sich in großen Kisten. Die Passanten auf der Hochstraße bleiben stehen und staunen, dass sie Obst, Petersilie und Frühlingszwiebeln einfach so und ohne zu bezahlen mitnehmen dürfen. Der Hintergrund dieser Freigiebigkeit: Die Vertreter von drei Organisationen wollen aufmerksam machen auf die Tatsache, dass jährlich rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll enden.

Die Verbraucherberatung hat zur Aktion „Glückstaten“ aufgerufen, die zu einem bewussten und wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln beitragen soll. In Krefeld machen sich bereits die Initiativen Foodsharing und der Verein „Lebendige Erde“ für einen sorgsamen Umgang mit Essen und für mehr Wissen um dessen Herkunft stark.

„Auch die Waren auf unseren Tischen wären im Müll gelandet“, sagt Anne Brocks von Foodsharing und zeigt auf Bananen und Salat. „Wir haben 18 Kooperationspartner in Krefeld, wo wir Waren abholen können. Darunter sind der Wochenmarkt, Bioläden oder Bäcker.“

„Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz“, erklärt Philine Barrawasser von der Umweltberatung der Verbraucherzentrale. „Immer mehr Menschen schlägt die Verschwendung wertvoller Ressourcen, wie es Lebensmittel sind, auf den Magen. Sie setzen sich für einen sorgsamen Umgang mit ihnen ein.“ Brocks ergänzt: „Die Menschen sollten ein Wegwerftagebuch führen, um zu sehen, wie viele Lebensmittel tatsächlich bei ihnen im Abfalleimer enden.“ Teller statt Tonne sei die Devise.

Die meisten Passanten sind an diesem Samstagmorgen zwar zufällig über die Informationsstände und die Lebensmittel gestolpert, wissen aber, wovon die Rede ist. Haidar Soufan erklärt: „Hier liegen Waren, die die Verkäufer in Lebensmittelgeschäften eigentlich weggeschmissen hätten. Es ist traurig, wie viel es ist. Hier werfen wir weg und anderswo verhungern Menschen. Ich habe Bekannte, die im Lebensmittelladen arbeiten. Sie sagen, dass es furchtbar viel sei, was im Müll landet.“

Claudia Schürholz findet es auch schrecklich, wie viele Mülltonnen mit Lebensmitteln gefüllt werden. „Ich baue auf meinem Balkon Kartoffeln im Jutesack an, ziehe Gemüse im Kasten. Wenn ich etwas mit meinen eigenen Hände schaffe, habe ich eine andere Beziehung dazu.“ Außerdem findet sie dieser Art von Grün mache was her auf dem Balkon. Es sei schön, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. „Es ist grün statt Beton“.

Sie will jetzt die Nachbarn animieren, ebenfalls Essbares auf dem Balkon heranzuziehen. „Ich stehe mit Rat und Tat zur Seite“, verspricht Schürholz. Diese Eigeninitiative ist es, die die „Glückstaten“ beschreiben: „Gemeinsam ackern, anbauen und ernten.“ Barrawasser: „Die Leute sollten zusammen mit Nachbarn den Innenhof in eine grüne Oase aus Kräutern, Tomaten oder Wildblumen verwandeln. Ein Gewinn für die Hausgemeinschaft und das Klima.“

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